Es geht nur gemeinsam – aber es geht! Für die Versorgung mit Wasserstoff bis 2032 muss Europa – mit Knotenpunkten in alle Himmelsrichtungen – ein zusammenhängendes Netz für H2 errichten. Das transnationale Projekt "European Hydrogen Backbone" fördert den Bau der dafür notwendigen Pipeline-Infrastruktur. Im März lud die Hydrogen Metropole Ruhr in Brüssel zur Veranstaltung „European Hydrogen Backbone: Why regions matter“. Eine wichtige und gelungene Veranstaltung mit hochkarätiger Besetzung. HyCologne-Projektleiter Dr. Frank Benzel war dabei.
Der European Hydrogen Backbone (EHB) ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte, um die Zukunft neu zu gestalten. Die zentrale Frage dabei: Wie kann es gelingen, innerhalb weniger Jahre dieses Netz so herzustellen, dass der Wasserstoff in benötigten Mengen von den Erzeugern bei den Abnehmern ankommt? Und: Welchen Part übernehmen dabei die einzelnen Regionen? Welchen die Verwaltungen und Regierungen in der EU und den einzelnen Ländern?
Foto: ehb.eu
Der Wille ist da!
Unweit des EU-Parlaments in der Vertretung des Landes NRW fand ein äußerst spannender Austausch zwischen EU-Vertretern, den Regionen Flandern, Grand Est, Hauts-de-France, Katalonien, Südholland, den Häfen Antwerpen-Brügge, Duisburg, Rotterdam sowie Fernnetzbetreibern OGE, Gasunie, GRT GAZ, Thyssengas und Enagás statt. Résumé: Der Wille für eine europäische Zusammenarbeit ist vorhanden!
Foto: Wirtschaftsministerin NRW Mona Neubaur bei der Jahresversammlung Gigawattpakt Rheinisches Revier, Foto: Dr. Frank Benzel
„Regionen sind wichtig, um Lösungen in kleinerem Maßstab zu testen, um öffentliches Bewusstsein und Akzeptanz zu schaffen und als ein evolutionärer Schritt zum Aufbau eines größeren Netzes.“
Erik Kolstø, Head of H2 & CO2 Business Development OGE
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Die Regionen sind wichtig.
“Regionen sind wichtig, um Lösungen in kleinerem Maßstab zu testen, um öffentliches Bewusstsein und Akzeptanz zu schaffen und als ein evolutionärer Schritt zum Aufbau eines größeren Netzes”, sagte Erik Kolstø, Head of H2 & CO2 Business Development OGE. Das bestärkt HyCologne in der Fortführung unserer Initiative HyPipCo, die die Schaffung eines Wasserstoff-Verteilnetzes zur Versorgung des Großraums Köln und des Rheinischen Reviers zum Ziel hat. Wir und andere an Rhein und Ruhr und in ganz Deutschland schließen die Lücken zwischen den Kernnetzen und den Anwendern in der Region – und spielen damit eine relevante Rolle beim Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft, auch wenn jeder Einzelne „nur“ ein Puzzleteil im großen Ganzen ist.
„Wir brauchen das Commitment, dass Wasserstoff eine Lösung für die Transformation in Europa ist.“
Dr. Arne Dammer, Head of Strategy and Innovation der Thyssengas GmbH
Foto: ehb.eu
Das Wichtigste in Kürze
Die Essenz aus den Workshops und Panel-Diskussionen
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Realisierbar.
Die europäischen Transportnetzbetreiber sind optimistisch, dass bis 2032 der European Backbone so realisiert werden kann, dass die überregionale Wasserstoffversorgung gewährleistet ist. Der Zeitplan ist sportlich und nur im Schulterschluss mit europäischen Partnern aus Regionen, Industrie, Verwaltung und Politik möglich. -
Import.
Der H2-Backbone wird vielfältige Optionen aufweisen, H2 zu importieren, u.a. aus dem nordisch/baltischem Raum, über die Seehäfen der Nordsee, über Korridore aus Ost- und Südeuropa sowie aus Nordafrika.
> Die einzelnen Korridore hat die EHB aufgearbeitet (pdf). -
Häfen.
Ein Großteil des H2 kann über Pipelines importiert werden, aber auch die Seehäfen werden eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere für Ammoniak als gut zu transportierendes Wasserstoff-Derivat. -
Europa.
Die EU hat regulatorisch den Grundstein für den überregionalen Handel und die Durchleitung von Wasserstoff in Europa ermöglicht. -
Deutsches Kernnetz.
Alleine in Deutschland wird als Beitrag des European Backbones ein fast 10.000 km umfassendes Kernnetz bis 2032 aufgebaut. Die dafür erforderlichen Kosten i.H. von 20 Mrd. € erscheinen hoch, sind aber um Größenordnungen geringer als der fällige Netzausbau für Strom. 60% des Netzes können aus bestehenden Leitungen umgewidmet werden. -
Abnehmer.
Die Industrievertreter signalisieren grundsätzlich Bereitschaft, ihre Produktionsprozesse zu transformieren, allerdings sind neben der Bereitstellung von H2 noch weitere Herausforderungen zu lösen, insbesondere die Finanzierung der erforderlichen Umstellungsmaßnahmen. Die Verlässlichkeit hinsichtlich der termingerechten Bereitstellung des benötigten Wasserstoffs von hoher Bedeutung für Planungs- und Investitionssicherheit. -
Regelwerk.
Jorgo Chatzimarkakis und Jens Geier, die sich seit langem für den Hochlauf der Wasserstofftechnologie und -wirtschaft in der EU einsetzen, sind optimistisch, dass das kürzlich von der EU verabschiedete Regelwerk für den Wasserstoffmarkt und den dekarbonisierten Gasmarkt einen sinnvollen Grundstein für den überregionalen Handel und die Durchleitung von Wasserstoff in Europa legen wird. -
Was nun?
Es ist alles bereit für die überregionale Verteilung des Wasserstoffs in Europa. Jetzt müssen die Regionen dafür sorgen, dass die Transformation in den Sektoren Industrie und Mobilität voranschreitet.
Foto: ehb.eu
Rahmenbedingungen als A und O.
Was die Akteure dringend fordern, sind verbindliche Rahmenbedingungen, damit Unternehmen und Regionen ihre Wasserstoff-Aktivitäten planen und kalkulieren können. “Wir brauchen das Commitment, dass Wasserstoff eine Lösung für die Transformation in Europa ist”, resümierte Dr. Arne Dammer, Head of Strategy and Innovation der Thyssengas GmbH.
Die Ergebnisse des Tages sollen in ein Policy Paper einfließen, das den Fokus einer neuen EU-Kommission auf das Projekt für die Regionen und ihre Unternehmen aber auch für einen zukunftsfähigen Industriestandort legen soll.
HyCologne dankt der Hydrogen Metropole Ruhr für diese hochinteressante Veranstaltung – wir freuen uns auf einen weiterhin guten Austausch zwischen Rhein und Ruhr!